Gesunde Stimme – widerstandsfähige Stimme

Die gesunde Stimme ist eine wichtige Vorraussetzung vor allem für Berufssprecher. Allerdings gibt es große Unterschiede bezüglich der stimmlichen Leistungsfähigkeit. Einige Menschen sind mit einer robusten und leistungsfähigen Stimme gesegnet, können ohne Punkt und Komma sprechen, werden nie heiser und verfügen auch bei hoher Lautstärke über eine tragfähige und laute Stimme.
Andere hingegen haben bereits ein Kratzen im Hals, wenn sie nur wenige Sätze in erhöhter Lautstärke sprechen. Bei längeren Unterhaltungen entsteht ein Kloßgefühl oder Schmerzen im Kehlkopfbereich und das Sprechen ist meistens mit Anstrengung verbunden.

Ob eine Stimme gesund, klangvoll und kräftig ist, ist kein Zufall, sondern hat verschiedene Gründe. Und daher beschäftigen wir uns in diesem Artikel mit der Frage, welche Faktoren zu einer gesunden und leistungsfähigen Stimme führen.

Merkmale gesunder Stimmen

Kräftige Stimmen sind leistungsfähig, robust, funktionieren ohne Anstrengung und ermüden auch bei erhöhter Stimmbelastung nicht. Besonders gut lässt sich das bei Kindern beobachten, die ein viel größere stimmliche Bandbreite einsetzen als Erwachsene: Sie sprechen, schreien, singen, quietschen, summen, weinen, lachen – und das oft stundenlang. Ihre Stimmen ermüden dabei nur selten und vergleichsweise wenig Kinder sind von Stimmproblemen betroffen. In der Regel verfügen Kinder auf natürlich-intuitive Weise über eine äußerst leistungsfähige Stimmtechnik.

Die Merkmale einer gesunden Stimmfunktion sind:

  • anstrengungsfreie und mühelose Stimmproduktion.
  • klare Stimme, keine Heiserkeit
  • Große dynamische Bandbreite (Lautstärke)
  • großer Tonumfang über mindestens 2 Oktaven
  • Belastungsfähige Rufstimme
  • Keine Schmerzen beim Sprechen
  • Keine Verspannungssymptome beim Sprechen
  • leichtgängige und gut funktionierende Sprechatmung

Gesunde Stimme – widerstandsfähige Stimme

Ob eine Stimme kraftvoll ist, hängt zum einen von den organischen Voraussetzungen, zum anderen von den stimmtechnischen Fähigkeiten ab. Es gibt viele Einflüsse, die die Stimme in ihrer Funktionsfähigkeit einschränken und damit Stimmprobleme auslösen können. Vor allem in sprechintensiven Berufen ist eine gut funktionierende Stimme von großer Bedeutung, da sie unser wichtigstes Kommunikationsmittel ist.

Gesunder Kehlkopf

Die Stimme entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Organstrukturen, bestehend aus Atmung, Kehlkopf und Artikulationsorganen. Zu einer gesunden Stimme gehört ein gesunder Kehlkopf, eine gut funktionierende Atmung und eine präzise Artikulation. Alle Erkrankungen oder Fehlbildungen, die die Funktionalität der Stimmgebung einschränken, können zu Stimmproblemen führen. Dies sind z.B.:

  • Kehlkopfentzündungen
  • Fehlbildungen des Kehlkopfes
  • Ödeme der Stimmlippen (Reinke-Ödem)
  • Stimmlippenknötchen/Sängerknötchen/Schreiknötchen
  • Stimmlippenlähmungen
  • Asthma bronchiale
  • chronische Bronchitiden
  • Allergien etc.

Bedeutung der Atem-, Sprech- und Stimmtechnik

Neben den organischen Voraussetzungen sind es vor allem die stimmtechnischen Fähigkeiten, die eine Stimme leistungsfähig machen. Eine gute Atem-, Sprech- und Stimmtechnik zeichnet sich durch die folgenden Merkmale aus:

Stimmgebung

  • Der Kompletter Glottisschluss: Bei der Phonation öffnen und schließen sich die Stimmlippen in schnellem Wechsel und produzieren damit den Stimmklang. Wenn sich die Stimmlippen in der Schlussphase vollständig berühren, spricht man vom kompletten Glottisschluss. Dieser ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Stimme, da er Töne ohne Geräuschverlust in hoher Lautstärke produziert und damit zu einer tragfähigen Stimme führt.
  • Angemessener Druck: Für die Stimmgebung ist ein gewisser Druck aus den Lungen, der subglottische Anblasedruck, erforderlich. Durch ihn werden die Stimmlippen in Schwingung versetzt. Ein Übermaß an Druck wirkt sich allerdings nachteilig auf die Stimmgebung aus und führt zu klanglichen Einschränkungen bis hin zur Heiserkeit.

Sprechatmung: 

  • Mischatmung: Bei dieser physiologischen Atemform sind die Atemmuskeln im Bereich des Brustkorbes und das Zwerchfell aktiv und weiten den Bauch- und Brustraum. Dies führt zu einer tiefen, ruhigen und ökonomischen Sprechatmung.
  • Sprechatmung ist Mundatmung: Anders als viele glauben, erfolgt die physiologische Sprechatmung durch den Mund und nicht durch die Nase. Beim Sprechen sind wir auf eine schnelle und geräuscharme Luftaufnahme angewiesen, was aufgrund der Enge der Nasenlöcher bei der Nasenatmung nicht möglich ist.
  • Die geräuscharme Sprechatmung: Der Mund öffnet sich bei der Einatmung und der Rachen weitet sich, so dass die Luft in der Einatmungsphase geräuscharm einströmen kann.
  • Regelmäßigkeit der Atempausen: Von besonderer Bedeutung bei der Sprechatmung ist die Atemfrequenz. Die Atempausen sollten ungefähr alle 2-8 Sekunden erfolgen.

Artikulation:

  • Eine präzise Artikulation und eine gute Ausformung der Vokale führen zu einer guten Verständlichkeit und einer klangvollen Stimme.

Wenn die Stimme nicht gut funktioniert

Nicht selten entwickeln sich im Lauf der Jahre ineffiziente Stimmgebungsmuster, die zu erheblichen Stimmproblemen führen können. Da die Stimme unser wichtigstes Kommunikationsmittel ist, ergeben sich für Betroffene häufig deutliche Einschränkungen in ihrer Alltagskommunikation mit entsprechend hohem Leidensdruck. Sie beschreiben häufig die folgenden Symptome:

  • Sprechanstrengung
  • Verspannungen im Kopf- und Halsbereich
  • Schmerzen bei oder nach dem Sprechen
  • Heiserkeit
  • Kloßgefühl (Globus pharyngis)
  • Atemprobleme
  • Sprechunlust
  • Vermeidung von Gesprächen
  • Vermeidung von Vortragssituationen
  • Sozialer Rückzug

Auf dem Weg zur gesunden Stimme: Logopädie, Stimmtraining & Gesangsunterricht

Viele Menschen, die von stimmlichen Einschränkungen betroffen sind, wünschen sich,  …

  • dass das Sprechen mühelos, leicht und anstrengungsfrei funktioniert,
  • dass die Stimme auch bei längerem Sprechen belastbar ist,
  • dass die Atmung gut funktioniert,
  • dass das Sprechen auch bei Nervosität gelingt,
  • dass die Stimme angenehm klingt,
  • dass sie singen können, u.a.

Am Anfang steht die Stimmdiagnostik

Zu Beginn erfolgt eine ausführliche Stimmuntersuchung, die das Ziel hat, die stimmtechnischen Stärken und Schwächen zu ermitteln. Dazu werden einerseits klassisch-logopädische Untersuchungsmethoden eingesetzt sowie computergestützte Verfahren zur Analyse der Atem-, Sprech- und Stimmtechnik. Je nach den Ergebnissen kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

Logopädie
Eine logopädische Stimmtherapie ist dann angezeigt wenn sich bereits Symptome einer Stimmstörung (Dysphonie) entwickelt haben. In diesem Fall übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Stimmbehandlung, der HNO-Arzt verordnet diese.

Atem-, Sprech- und Stimmtraining
Für all diejenigen, die von leichteren Einschränkungen betroffen sind, die beim Sprechen unsicher sind oder die unter Vortragsangst leiden, kommt ein Atem-, Sprech- und Stimmtraining in Frage.

Gesangsunterricht
Singen ist ein tolles Hobby und eine der effektivsten Maßnahmen für eine gute Atem-, Sprech- und Stimmtechnik. Für alle die Lust auf singen haben und gleichzeitig etwas für eine gesunde Stimme tun möchten, ist daher Gesangsunterricht eine sinnvolle Maßnahme.